Tour de France

D´Art lief eiligst zu Treville,
da er um Urlaub bitten will.
„Chef, genehmigt vierzehn Tage,
bevor ich euch die Gründe sage.

Nur so viel werf´ ich euch hin,
es geht um unsere Königin.
Nach London auf, für´s Frauenzimmer,
mehr sag ich nicht, schweig nun für immer!“

„Nun gut, mir scheint, seh´ ich es richtig,
die Sache ist wohl ziemlich wichtig,
es wäre dumm, geht ihr allein,
mit vier Mann solltet ihr schon sein!“

„Wenn das so ist, gebt AAP,
zu denen ich in Freundschaft steh´!“
„Wenn ihr es wollt, so soll es sein,
das ist der richtige Verein!“

D´Artagnan verließ die Halle,
den Urlaubsschein fest in der Kralle,
doch weder Strand noch Fun-Resort,
kam in seinen Plänen vor.

Er konnte AAP begeistern,
in England etwas rumzugeistern,
zusammen mit der Diener Wacht,
waren sie fortan nun zu acht.

schon ging´s los im Schweinsgalopp,
erst nach neun machten sie Stop,
in Chantilly beim Stanglwirt,
der früh schon gute Weine führt.

Ein Edelmann, frisch rasiert,
soeben Frühstück infiltriert,
er schien es sichtlich zu genießen,
so lang, der Bart schien schon zu sprießen.

Und Porthos, nach der langen Reise,
verlangte wahre Götterspeise.
„Auf den König und seine Frau,
ich nun in den Becher schau!“

Der Edelmann erhob den Kopf,
wer neben ihm den Mund vollstopf´,
„Verzeiht, mein Herr, wie trivial,
ich bin ein Fan vom Kardinal.“

Porthos schürzte dünn die Lippen,
presste Luft bis in die Rippen,
davon musst´ er kräftig schnäuzten,
um danach das Schwert zu kreuzen.

Der Edelmann springt mutig auf,
der Zweikampf nimmt so seinen Lauf,
„´s dauert länger“, warf Porthos ein,
„reitet vor, ich hol euch ein!“

Derweil die restliche Bagage,
ließ Porthos dort, in seiner Rage,
wollte keine Klinge wetzen,
viel lieber doch den Weg fortsetzen.

Beauvais sie einen Blick zuwarfen,
als sie auf einen Hohlweg trafen
und da der Vormittag vorbei,
war der Weg auch nicht mehr frei.

Von Bauarbeitern im kurzen Hemd,
wurde der Randstein aufstemmt
und Aramis, in sachtem Trab,
sich durch diesen Trupp begab.

Der Ritt dicht durch die Kerle führt,
wobei er einen leicht touchiert,
der wälzt umher wie abgestochen,
die anderen in die Büsche krochen.

Dort lagen schon für die Proleten,
reichlich Pulver und Musketen,
sie schossen, bis die Läufe glühten
und pure Absicht schnell verrieten.

Aramis dacht´ wahrlich irr,
Blei wär´ einer Schulter Zier,
ließ sich dennoch überreden
beim Reiten ´nen Zahn zuzulegen.

D´Art ließ seine Stimme kreisen:
„Lasst uns schleunigst hier verreisen!“
Noch geschockt von dem Malheur,
kamen sie bis Crévecoer.

„Kann nicht weiter, fühl mich mies“,
sprach der schwache Aramis,
„reitet weiter bis Calais,
ich mich derweil hier umseh`.“

So kamen nach Amiens, die Helden,
in einem Wirtshaus sich zu melden.
Die „goldene Lilie“ war bekannt,
dass man dort preiswert Bleibe fand.

Der Wirt bot ihnen Zimmer an,
die zu klein für alle Mann,
und Athos sprach darauf bedächtig:
„In dieser Stube wird genächtigt.“

Als sie sich alle hingelegt,
nichts im Raum sich mehr bewegt,
erst früh am Morgen gab es Krach,
um kurz nach sechs wurden sie wach.

Eiligst hinaus zum Gaulkontor,
kam es ihnen komisch vor,
dass kein Pferd begrüßen kam,
ihre Gäule waren lahm.

Der Wirt an ihre Seite trat:
„And´re Zossen steh´n parat,
hört nun auf mit dem Gewäsch,
gebt mir lieber etwas Cash!“

Athos folgt ihm, ohne Arg,
was sicherlich am Morgen lag,
er war nicht sehr gut zu gebrauchen,
musst´ er so früh vom Bette krauchen.

In der Stube erhielt der Wirt,
das Geld, was Athos Beutel ziert´,
und rief: „Möchte nicht gern wüten,
doch diese Scheine sind wohl Blüten.“

Noch ehe Athos sich erregt,
wurd´ der Streit schnell beigelegt.
Vier Kerle, die herbeigeeilt,
dazwischen Athos eingekeilt.

„Reit, mein lieber d´ Artagnan,
die Sache schlimme Wendung nahm.
Dürft nicht mehr nach hinten stieren,
werde mich schon amüsieren.“

D´Art und Planchet, der Rest der Acht,
sich nun auf die Socken macht,
bis Calais hatt´ es gedauert,
dass die Pferde ausgepowert.

Zu Fuß ging´s nun noch bis zum Hafen,
an dem sie einen Käpt´n trafen,
für ein Gespräch war er nicht frei,
stand mit einem Mann am Kai.

Und sprach gerade: „Nun, mein Herr,
es gibt keinen Kanalverkehr.
Der wurde gestern eingestellt,
Richi es für besser hält.“

„Will den Befehl euch nicht verleiden,
doch seht dies Erlaubnisschreiben.“
„Ich nicht die Entscheidung treff´,
geht damit zum Hafenchef.“

Er wies den Weg ihm von der Bohle,
dass er sich ein Ok einhole,
der Edelmann tritt hin zur Wehr
und d´Artagnan gleich hinterher.

Beim Wäldchen, gleich am nahen See,
kam d´Artagnan dann die Idee,
den Edelmann privat zu stellen,
um den Tag nun aufzuhellen.

Das Gespräch an Waldschrats Thron,
war ungepflegte Diskussion,
damit es endlich voran ginge,
zog d´Artagnan die Degenklinge.

Dass es schnell entschieden sei,
nahm d´Art Großmutters Trick herbei,
ein´ rechts, ein´ links, ein´ fallen lassen
und schon musste der and´re passen.

D´Artagnan griff flugs den Brief,
als Planchet ihn bereits rief,
sich nicht die Augen zu benetzen
und den Weg nun fortzusetze

Von nun an war es kein Problem,
das Britenland alsbald zu seh´n.
Zwei Pferde, schnell noch aufgespürt,
die beiden nun nach London führt´.

Planchet, den Ritt nun sehr genoss,
sah als erster des Herzogs Schloss
und der müde d´Artagnan,
klopfte an der Türe an.

„Ist Bucki da?“ fragt´ er den Diener,
der aussah wie ein alter Wiener.
„Er jagt im Moor, zwei Stunden schon“,
entgegnet´ er im Schrammerlton.

D´Artagnan, nun ansatzlos,
stürmte auf die Pferde los,
vier Stunden durch den Sumpf gewunden,
bis Buckingham endlich gefunden.

Gab ihm den Brief der Königin,
da setzte sich der Herzog hin,
entschied dann fest: „Los jetzt im Trab,
zurück zum Schloss, die Zeit ist knapp!“

D´Artagnan war dies genehm,
er wollte Conni wiederseh´n,
Planchet, der dachte eher schlicht,
an Hacksteak, seinem Leibgericht.


© Mark Gosdek


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Beschreibung des Autors zu "Nicht sticheln, d´Art (11/23)"

Nun geht´s los bei den "Drei Musketieren" von Alexandre Dumas

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Kommentare zu "Nicht sticheln, d´Art (11/23)"

Re: Nicht sticheln, d´Art (11/23)

Autor: noé   Datum: 14.06.2014 0:06 Uhr

Kommentar: "t"-Alarm: "... kräftig schnäuzten,..."
Wie kommt man auf solche Wörter!?: "...Eiligst hinaus zum Gaulkontor,..."
Herrliche Combi: "...Das Gespräch an Waldschrats Thron, war ungepflegte Diskussion,..."
Ein herrlich langer Abschnitt, gespickt voll mit wunderschönen Wortblüten: "...klopfte an der Türe an. „Ist Bucki da?“ fragt´ er den Diener,..."
((aber hier: "...an Hacksteak, seinem Leibgericht...." Nicht: war sein Leibgericht? seinem Leibgericht - wlecher Fall ist das?))
Er-Frrischend!
noé

Re: Nicht sticheln, d´Art (11/23)

Autor: Mark Gosdek   Datum: 14.06.2014 9:09 Uhr

Kommentar: Stimmt, Noé, hab mir das mit dem Hacksteak durchgelesen. Also das ist ein typischer "auf alle Fälle". Ich weiß die Antwort nicht. Auf alle Fälle hatte Planchet Hunger.
Danke für den Hinweis, ich ändere das.
Mark

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